Seitdem ich mich mit Naturwesen und Naturgeistern beschäftige, "stolpere" ich immer wieder über Webseiten und Bücher zu diesem Thema. Manchmal weiß ich garnicht, womit ich anfangen soll. Heute entführe ich euch in das Reich der Naturgeister aus dem Buch "Das Buch der Naturgeister" von Christine Cerny.
Zwerge, Elfen, beseelte Natur - solche Begriffe können schnell zu einer ironischen Bemerkung eines Verstandesmenschen führen. Ein Verstandesmensch ist jemand, der bei jeder Gelegenheit hervorkehrt, dass er alles regeln, ordnen und kontrollieren kann, dass er alles im Griff hat, der jedoch oftmals im geheimen einen über den Durst trinkt, nach Schlaftabletten oder Valium greift.
Wenn auch die Annahme, dass Naturgeister existieren, für manche Menschen gegen den gesunden Menschenverstand verstoßen mag, so glauben dessenungeachtet alle Völker der Erde an sie, die noch nicht vom Verstandesvirus der Europäer infiziert sind.
In Asien und Afrika war ich bei vielen Einheimischen zu Gast. Dort gehörte es zum Alltag, sich mit den Hausgeistern und Ortsgeistern gutzustellen und sich mit ihnen zu arrangieren, um in Frieden und Harmonie zu leben.
Aber selbst in Europa gibt es Länder, wo Zwerge und Elfen als Selbstverständlichkeit gelten, zum Beispiel in Island, Irland, England oder Schottland.
So kann es durchaus auch in unseren Breiten und unserer Zeit vorkommen, dass Sie als ahnungsloser Tourist in einer Pension Quartier beziehen und Sie von Ihren Wirtsleuten auf die unordentlich herumliegenden Kissen aufmerksam gemacht werden. Aber das liege nicht an ihrer Schlamperei, sondern am Kobold des Hauses, der einfach sein Vergnügen daran habe, in die ordentlich arrangierten Kissen hineinzuspringen und sie zu zerwühlen. Diese Geschichte wurde mir erst vor kurzem von einer aus Schottland zurückgekehrten jungen Frau zugetragen.
Dafür, dass sie angeblich gar nicht existieren, haben diese Wesen erstaunlich viele Namen. Bei uns gibt es Gnome, Zwerge, Kobolde, Heinzelmännchen, Trolle, Moos-, Wild- und Waldfrauen, Nixen, Necker und Wassermänner, die Elben und das Hügelvolk. Die Engländer haben ihre Fairies, die Österreicher die Zapfenmandl, den Schabbock, die Habergeiß, den Butz und das Nörggele, die Dänen kennen das Ellefolk, die Italiener die Folletti, die Holländer die Kabouter und Alven, die Iren die Sidhe, die Slaven die Rusalka, die Franzosen die Dames vertes, die Aborigines haben ihre Mimis und Quinkans, die Lappen die Uldas, die Araber die Dschinnen, und von den Griechen stammen die Nymphen, Dryaden und Oreaden. Eine Liste, die sich noch lange fortsetzen ließe und vermutlich ein ganzes Buch füllen würde.
Viele große Künstler, Dichter und Denker glaubten an Naturwesen, zum Beispiel Paracelsus, Agrippa von Nettesheim, Johannes Keppler, Johann Wolfgang von Goethe, William Shakespeare, Friedrich von Schiller, Selma Lagerlöf, H. P. Blavatsky, Rudolf Steiner, C. G. Jung.
Naturwesen spielen eine bedeutende Rolle in unzähligen Dichtungen und Mythen der ganzen Welt. Früher war ich der Meinung, in jedem Mythos stecke ein Körnchen Wahrheit. Doch seitdem ich mich intensiver mit den Mythen vieler Länder beschäftige, gehe ich soweit, zu behaupten,dass in den Mythen die ganze Wahrheit steckt - soweit sie nicht verfälscht wurden, wie es in unserem Raum mit vielen alten Geschichten durch christliche Umdeutungen geschah.
In den Sagen und Märchen wie auch im Herzen vieler Älpler und Landsleute leben die Geister der Natur noch fort. Wenn wir Geschichten über Elfen, Zwerge oder Nixen hören, passiert etwas mit uns. Selbst jene, die ihre reale Existenz oder die der feinstofflichen Welten beziehungsweise die metaphysische Seite des Lebens abstreiten, bekommen dabei verträumte Augen. Männer sollen sich dabei eher von Zwergen angezogen fühlen und Frauen von Elfen, sagte mir eine Naturinterpretin aus München, die regelmäßig Zwergen- und Elfenwanderungen organisiert.
Naturgeister - in erzählericher Form präsentiert - stimmen das Gemüt leichter. Vielleicht mögen Menschen Heinzelmännchen und Feen, weil diese in ihrer Welt Werte pflegen, die im menschlichen Alltag nicht mehr gelten: Gerechtigkeit, Wahrheits- und Nächstenliebe, Selbstlosigkeit, Hingabe, Großherzigkeit, Güte, Mitgefühl - und vor allem pulsierende Lebendigkeit und zauberische Verwandlungskunst.
Quelle: "Das Buch der Naturgeister" von Christine Cerny, Goldmann Verlag München, 2003